Elterntraining wird als primäre Intervention bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter mit einer ADHS in Einklang mit den S3-Leitlinien empfohlen.1
Psychoedukation gilt als primäre psychosoziale Intervention für Kinder im Vor- und Grundschulalter, bei denen ADHS diagnostiziert wurde oder ein Verdacht darauf besteht.1 Bei Kindern mit milder bis moderater Symptomatik wird Elterntraining als primäre Intervention empfohlen und gilt als entscheidend für das Management von ADHS bei Kindern.
Evidenzbasierte Interventionen wie das behaviorale Elternmanagement-Training zielen darauf ab, die Erziehungskompetenzen und die Interaktionen zwischen Eltern und Kind zu verbessern, um letztlich Verhaltensprobleme des Kindes zu minimieren. Die Wirksamkeit dieser Trainings zur Reduktion von ADHS und zur Verbesserung der elterlichen Kompetenzen ist gut belegt und wird von der European ADHD Guidelines Group (EAGG) empfohlen.
Gut konzipierte Elterntrainings enthalten sowohl die Psychoedukation zum Störungsbild als auch (verhaltens-)therapeutische Elemente. In den Modulen eins und zwei steht die Psychoedukation im Vordergrund, während die Module drei bis fünf verhaltenstherapeutische Ansätze enthalten.
Diese Trainings vermitteln ein tiefes Verständnis von ADHS einschließlich der spezifischen Symptome und geben Familien praktische Verhaltensstrategien an die Hand, um die Entwicklung des Kindes zu fördern und besser mit den Symptomen umzugehen. Eltern lernen, wie sie die Selbstregulation und sozialen Fähigkeiten ihres Kindes unterstützen und den Familienalltag stressfreier gestalten können. Dadurch kann sich die Beziehung zwischen Eltern und Kind positiv entwickeln und auch der Stresspegel der Eltern sinkt.
1 S3-Leitlinie ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. AWMF Registrier-Nr: 028–0452
Elterntraining als angeleitete Selbsthilfe ist wirksam.1, 2 Studien zeigen, dass diese Interventionen positive Effekte auf die gesamte Familie haben. Mehr erfahren.
Eltern, die an psychosozialen Interventionen in Form angeleiteter Selbsthilfe teilnehmen, berichten von einer Verbesserung ihrer Erziehungskompetenzen (große Effektstärke) und ihres Wohlbefindens.1, 2 Auch das problematische Verhalten des Kindes wird durch Elterntraining positiv beeinflusst (mittlere Effektstärke).1, 2
Doch nicht nur klassische Elterntrainings als angeleitete Selbsthilfe sind wirksam. Unabhängig davon, ob Elterntrainings online oder persönlich durchgeführt werden, können sie die Symptome von ADHS und oppositionellem Verhalten signifikant reduzieren (Paiva et al. 2024).
Online-Selbsthilfeprogramme für Eltern zeigen signifikante Effekte auf Verhaltens- und emotionale Probleme bei Kindern sowie auf die psychische Gesundheit der Eltern (Thongseiratch et al. 2020). Sie können dazu beitragen, Aufmerksamkeitsprobleme zu reduzieren, die elterliche Erziehungskompetenz und -effizienz zu verbessern, die Zufriedenheit mit der Elternrolle und das Wohlbefinden der Mütter positiv zu beeinflussen und gleichzeitig den elterlichen Stress zu minimieren (Florean et al. 2020, Franke et al. 2020).
In Kombination mit Gruppentraining und Training der exekutiven Funktionen zeigen Online-Elterntrainings ebenfalls signifikante Verbesserungen bei Schulkindern mit ADHS. Studien berichten über Verbesserungen bei Unaufmerksamkeit, Lernproblemen und elterlicher Belastung (Chu et al. 2022).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass digitale Elternmanagementtrainings, die über mehrere Wochen durchgeführt werden, effektiv sind, um kindliches Problemverhalten und elterlichen Stress zu verringern. Eine strukturierte Anleitung und Unterstützung, beispielsweise durch die schrittweise Freigabe und Präsentation der Inhalte, scheint dabei von Vorteil zu sein. Diese Maßnahmen können zu einem höheren Engagement der Nutzer führen, was wiederum wahrscheinlich bessere Ergebnisse zur Folge hat.
1 Tarver et al., 2014 Eur Child Adolesc Psychiatry
2 Helander et al., 2024 – systematisches Review und Meta-Analyse
Das Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP) hat gemäß Leitlinien eine sehr gute Evidenz und gehört zum Standard in der Verhaltenstherapie bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADS/ADHS) und oppositionellen Verhaltensstörungen. Es wurde von Prof. Dr. Manfred Döpfner entwickelt, welcher zusammen mit Prof. Dr. Anja Görtz-Dorten die wissenschaftliche Leitung bei der Entwicklung von hiToco inne hat.
§ Therapieprogramms für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP)
5 DGKJP, DGPPN, DGSPJ 2017 AWMF-Registernummer 028-045